Samstag, 25. August 2012

( ) [Preface to a book that might someday be written]

Kurz vor der Stunde Null war die Idee vom Licht.
Dann war das Licht.
Und dann war (          ).
(          ) sah aus wie die Art von kleine Stadt, die soweit entfernt in den Bergen oder in der Weite eines Feldes liegt, dass sie zu einem Mikrokosmos wird, ein Fremden gegenüber sensibler Ort, an dem irgendeine Frequenz anders zu schwingen scheint als außerhalb.
Dann waren die Bewohner da.
Sie begannen als nicht mehr als Kugeln, entwickelten sich aber stetig weiter. Auf der silbernen Oberfläche der hektischen Gebilde begann ein Zittern, leichte Wellen, die Ruhe vor dem Sturm. Als ein kollektiver Alptraum brachen eines Nachts Arme und Beine, Gesichter und engelsgleiches Grinsen aus den Wellen hervor, die ganze Stadt von einem leicht glänzenden, von roten Fäden durchzogenen Schleim bedeckt und das Wimmern und Schreien der ratlosen Kugeln erfüllte die Straßen.
Am nächsten Tag versammelten sich die Einwohner von (          ) auf dem großen Platz in der Mitte des Dorfes und bestaunten ihre neuen Formen, zitternde Hände griffen nach neugewachsenen Armen und die pure und reine Sensation niegefühlter Aktivitäten ließ sie für lange Zeit auf dem Platz bleiben, ein rauschendes Fest von Neugeborenen, die ihren Körper zum ersten Mal erforschten.
Die erste Sensation verging jedoch und schon bald hatte sich wieder ein Alltag eingeschlichen.
Mit ihren humanoiden Körpern begannen die Einwohner das ihnen gegebene (          ) vollständing ihr Eigen zu nennen. Die Straßen wurden geschäftig, die silbernen Gedankenblitzen gleichen Bewohner zogen eilfertig über das Pflaster hinauf und hinab.
Eines Morgens waren sie da. Niemand der Bewohner hatte je darüber nachgedacht, was sich hinter den Wiesen erstrecke, die sich um (          ) zogen, niemals hatte Not oder Bedarf nach etwas weiterem bestanden. Doch eines Tages waren sie da und niemand wusste, ob sie über Nacht erschienen oder schon immer dagewesen waren.
Im Westen erstreckte sich sich ein endloser Wald, Abermillionen von Bäumen zogen sich kilometerweit dahin, es schien fliessende Wechsel zwischen regenwaldartigem Dschungel und dem dichten Nadelwald von Berghängen zu geben und an machen Stellen sah man die karge und leere Art von Wald, die man in kalten Regionen findet, einsame, zerfledderte Bäume, die auf gefrorenem Boden sich gegen eine lebensfeindliche Umgebung stemmten.
Den Norden und große Teile des Ostens nahm ein seltsames und unwirsches Gebiet ein, lange Ebenen. deren Oberflächen sich im metallenen Glanz dahinzogen und dazwischen Konstruktionen, die silber und mattschwarz gegen den Himmel standen, sich jeglicher nach außen erkennbaren Struktur oder Funktion verweigernd.
Im Süden und Osten schließlich erstreckte sich die Wüste, lange Dünen, die bis zum Horizont reichten und nachts flüsterte der vom Wind getragene Sand Versprechungen hinaus.
Aber auch (          ) begann sich zu verändern. Täglich erschienen neue Bewohner, niemand wusste, woher sie kamen, und in den meisten Fällen fühlte es sich eh an, als würden die neuen Bewohner schon seit den ersten Tagen von (         ) exisiteren. Aber auch die Natur der Bewohner begann sich zu ändern, es erschienen bunte und wiedersprüchliche Gestalten und die Straßen schnatterten voll von Diskussionen und Austausch, die Bewohner hatten begonnen sich zu ergänzen oder anzugreifen. Die daraus entstandene Bewegung in der Stadt führte zu Chaos und Aufruhr in den Straßen.
Das Licht hatte inzwischen begonnen sich zu langweilen und es ließ sich in (          ) nieder. In einer prächtigen Bleibe, ein kristallenes Prisma, das allen Dimensionen trotzte, sich in jede Richtung auszudehnen schien, während, sobald man versuchte, einzelne Teile zu fokusieren, diese wie Rehe vor dem Auge des Betrachters flohen, sich bis in den eigenen Zellkern und zurückzugen und von dort aus den Beobachter beobachteten, wohnte es nun an genau dem Platz, an dem sie sich versammelt hatten, als sie sich das erste Mal wandelten. Es wirkte beruhigend auf die Bewohner. Das Licht aber rief sie zu sich und alle kamen. Es erklärte ihnen Frieden und seine Liebe, sie saßen lange da und lauschten den Wellen von Licht, die durch sie hindurchfuhren und fühlten, wie es sich in ihren Zellen im innersten ihrer DNA etwas zu verdrehen schien. Ein tiefer, segenvoller Schlaf fiel über sie.
Als sie erwachten fanden sie den Kristallpalast leer und (          ) verändert. Große Häuser waren überall aus dem Boden gesprossen, Parks geordnet, ein Fluß geerdet, Kanäle verlegt. Wohnhäuser standen neben Bibliotheken und zurückgezogenen Grünflächen, Schreinerein schmiegten sich ich in engen Hügelstraßen an kleine Cafes. Die Bewohner taumelten mit weit aufgerissenen Augen durch diese fremde und neue Version ihrer Heimat, das verlorene Licht suchend.
Aber es war nirgendwo zu finden. Auch diesmal hielt die Verwirrung nicht lange an, obwohl keiner der Bewohner je ein Buch geschrieben oder gelesen hatte, bereitete es niemanden Schwierigkeiten sich an die Existenz und Funktion von Büchern zu erinnern und so verhielt es sich sich auch mit den anderen Gegenständen, die erschienen waren. Es war als hätte man schon immer in Neu-(          ) gelebt und die Bewohner fühlten die sanfte Betäubung von Heimat.
Das Licht und die Regionen um (          ) wurden zu etwas, über das nur im Flüsterton oder im Vollrausch geredet wurde, kaum jemand wagte es (         ) zu verlassen und Gestalten, die darüber redeten begegnete man mit Vorbehalten und Spott.

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